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Waldbrunch im Simmental

Fotos und Text von Madlaina Schaad, Bärner Meitschi Fotografin

Auf einer lauschigen Waldlichtung im Weissenburg Bad zaubern Mike und Steffi einmal pro Monat einen Brunch auf den Tisch. Und lassen am historischen Kraftort Geschichten aus alten Zeiten wiederaufleben. Ein entschleunigendes Ganztages-Erlebnis, das wir von Herzen empfehlen.

Sonntagmorgen, 9.37 Uhr, Ankunft am Bahnhöfli Weissenburg oberhalb von Därstetten im Simmental. Nur eine Stunde mit dem Zug von Bern entfernt, tauchen wir hier in eine andere Welt ein. Schon der circa 30-minütige Spaziergang vom Bahnhöfli zum ehemaligen Weissenburg Bad gehört zum Erlebnis.

Frische Luft, der Duft des Waldes, ein Hauch von Regen, der noch vom Vortag in der Luft hängt – wir entschleunigen sofort. Der Weg ist flach und auch mit Kinderwagen oder den Grosseltern gut machbar.

Kraftort in der Natur

Auf der Waldlichtung angekommen, werden wir mit einer selbstgemachten Waldmeisterbowle rund ums Lagerfeuer begrüsst. Ein wunderbar lauschiges und ruhiges Fleckchen Natur ist das hier. Das Knistern des Feuers, Vogelgezwitscher, das Rauschen des Wasserfalls in der Ferne – ansonsten nichts als Stille. Und ein Hauch von Mystik, der in der Luft liegt.

Denn wie der Name vermuten lässt, war das Weissenburg Bad mit seiner Thermalquelle einst ein mondäner Kurort mit Weltruf und Treffpunkt des europäische Hochadels. Hier beherbergten ab den 1840er-Jahren zwei prächtige Grandhotels bis zu 350 gekrönte Häupter und reiche Reisende.

Liebe in jedem Detail

Von den Grand Hotels sind nach einem Brand im 20. Jahrhundert fast nur noch die Grundmauern der Küche vorhanden. Und genau zwischen diesen historischen vier Wänden zaubern Steffi und Mike heute allerlei Köstlichkeiten auf den Tisch.

Die beiden haben sich bei der Arbeit in der Küche vom Stockhorn verliebt und setzen hier einmal monatlich ihr gemeinsames Herzensprojekt, das Waldbrunch-Erlebnis, um. Und man spürt die Liebe in jedem Detail. Von den sorgfältig gestalteten Namenskärtchen über die selbstgebackenen Hunde-«Güezi» für die vierbeinigen Gäste bis hin zum Handrührer, mit dem die Kinder selbst «Nidle» schlagen dürfen.

Auf dem Feuer gekocht

Passend zum Kraftort und seiner Geschichte kochen Mike und Steffi alles Warme über dem Feuer respektive mit der Hitze des Feuers in der Outdoor-Küche – der Kaffee schmeckt nach einer Prise Abenteuer, der Schokoladenkuchen wird direkt vor Ort im Feuertopf gebacken und Röschti, Speck, Spiegeleier und Pancakes brutzeln über der Glut.

Das Essen schmeckt einfach himmlisch. Und auch hier steckt viel Liebe drin: Alles ist entweder selbstgemacht – von der Quitten-Konfitüre bis zum Wasser-Kefir – oder kommt von lokalen Produzent:innen aus dem Simmental.

Wohlfühlen und einfach sein

Platz hat der grosse Tisch für insgesamt 20 Gäste, es herrscht eine unkomplizierte und familiäre Tavolata-Atmosphäre. Ich bin mit zwei Freundinnen da, neben uns sitzen eine Grossfamilie und Paare – ich sehe überall zufriedene Gesichter.

Nach dem ersten grossen «Brunch-Durchgang» und bevor es nach dem Mittag mit einer einstündigen Führung durchs ehemalige Weissenburg Bad weitergeht, haben wir freie Zeit. Einige spielen mit den zur Verfügung gestellten Spielen XXL-Mikado, wir machen es uns auf den Liegestühlen rund ums Lagerfeuer gemütlich, andere gehen spazieren. An wärmeren Tagen empfehle ich ein Bad beim türkisfarbenen Wasserfall. Irgendwie schön, ganz viel Zeit und kein dicht gedrängtes Programm zu haben.

Auf den Spuren der Geschichte

Um 13 Uhr entführt uns Sabeth vom Verein Bad- und Thermalquelle Weissenburg während einer Stunde in alte Zeiten. Wo früher der Tennisplatz stand und die illustren Badegäste «sünneleten», lauschen wir ihren Worten und erfahren spannende Details zur Geschichte. Und entdecken einige Erinnerungsstücke. So hängen über dem Brunch-Buffet die Überreste des alten Klavierflügels, der in der Asche gefunden wurde.

Zurück von der Entdeckungsreise in die Vergangenheit, tischen uns Steffi und Mike noch ein süsses Buffet mit Kuchen, Pancakes, Früchten und frischen Beeren auf. Passend dazu dürfen wir uns am Teebuffet unseren eigenen Tee aus selbstgesammelten Kräutern, Gewürzen und Wurzeln zusammenstellen.

Eine Herzensempfehlung

Ich kehre nicht nur satt, sondern auch aufgetankt und inspiriert nach Bern zurück. Im Gepäck meine Trinkflasche, gefüllt mit Heilquellwasser aus dem Bahnhofsbrunnen.

Ein stimmiges, wunderbares Ganztages-Erlebnis mit so viel Liebe in jedem Detail, wie ich es noch selten erlebt habe.

Good to know: Das ganztägige Waldbrunch-Erlebnis inklusive Führung kostet CHF 85.- pro Person und findet einmal pro Monat an einem Sonntag statt – noch bis zum 6. Oktober 2024.


Wir wurden zum Waldbrunch eingeladen. Der Artikel widerspiegelt aber wie immer unsere ehrliche Meinung.

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