New Open: Restaurant «moment»
Seit drei Monaten verköstigen die beiden Junggastronomen Sven Stauffer und Florian Stalder im «moment» von Dienstag bis Samstag ihre Gäste. Und diese kommen zahlreich: Denn das «moment» ist das wohl sympathischste neue Restaurant Berns.
Vom Restaurant «moment» erfahren habe ich durch einen Arbeitskollegen. Dieser hat innerhalb von zwei Wochen bestimmt drei Mal im «moment» gesessen. Und jeden Morgen danach hat er davon geschwärmt – von den Speisen, vom Service, vom Gesamterlebnis. Nun endlich, Mitte Januar, habe ich Zeit gefunden und via Online-Tool einen Tisch an der Postgasse 49 reserviert. Reservieren lohnt sich übrigens: Die wenigen Plätze im «moment» sind heiss begehrt und daher ist das Lokal vielfach weit im Voraus ausgebucht.
Ein Traum geht in Erfüllung
Hinter dem Konzept stehen zwei Bärner Giele. Sven Stauffer und Florian Stalder sind gelernte Köche und haben kürzlich die Hotelfachschule abgeschlossen. Jetzt schmeissen sie bereits seit drei Monaten ein eigenes Restaurant. «Nun können wir endlich das tun, wovon wir schon lange geträumt haben – und zwar genau so, wie wir es wollen.»
18:30 Uhr, wir betreten das Restaurant «moment», streifen die Jacken ab und schieben den schweren Vorhang auf die Seite. Das Lokal, wo früher das «Les Terroirs» war, ist schlicht eingerichtet: Auf zwei Etagen befinden sich Zweier- und Vierertische mit Holzbänken und -stühlen. Denn wenn die beiden Gastgeber sagen, sie seien unverstellt und unverschnörkelt, dann meinen sie das auch so. Kein unnötiger Schnickschnack in der Einrichtung, kein Chichi auf dem Teller.
Ganz unkompliziert – einfach fein
«Ganz unkompliziert» scheint das Motto der beiden Gastgeber zu sein. Alle zwei Wochen kreieren die Gastronomen zwei unterschiedliche 5-Gänge-Menüs. Eines davon ist komplett vegetarisch, im anderen findet man Fleisch oder ab und zu auch Fisch. Die Idee ist, dass sich der Gast einzelne Gerichte daraus auswählt und in beliebiger Reihenfolge zusammenstellt – ganz unkompliziert eben. Dabei kostet ein Dreigänger 71 Franken (61 vegetarisch), für fünf Gänge legt man 91 (81 vegetarisch) hin. Die einzelnen Gerichte kosten etwa zwischen 15 und 45 Franken.
Als Gast fühlt man sich so wohl wie bei guten Freunden zu Hause – nur dass die Freunde extrem gut kochen können.
Sven Stauffer sagt: «Wir lassen Überflüssiges weg und konzentrieren uns auf das Produkt. Und das nicht nur in der Küche, sondern auch auf der Weinkarte, in der ausschliesslich Realweine zu finden sind. Weine mit Ecken und Kanten, dafür authentisch.»
Einen solchen Wein gibt es für mich zum Apéro: ein Glas Theodora vom Gut Oggau. Der leicht trübe Weisswein schmeckt spritzig frisch und passt bestens zur Beschreibung, die mir Sven gibt: «Alle Oggau Weine haben ein Gesicht auf der Etikette, das den Charakter des Weines spiegelt.» Meine Begleitung bestellt begeistert das sonst schwierig erhältliche 523 IPA Bier. Dazu gibt es als Amuse Bouche ein Schnittchen Käsekuchen.
Super Service dank echter Leidenschaft
Irgendwie hat man im «moment» einfach ein gutes Gefühl. Die wenigen Stühle auf den zwei Etagen sind so arrangiert, dass man sich weder verloren noch zu nah beim Nachbar fühlt. Und was mir vor allem aufgefallen ist: Es herrscht keine verstellte Freundlichkeit, sondern wahres Herzblut. Sven und Florian bedienen ihre Kundschaft mehrheitlich selber. Und das im angenehm ungezwungenen Rahmen. «Wir sagen ‚Du‘, hören manchmal schräge Musik und zelebrieren das Handwerk. Bei uns soll und kann jeder sein, wie er ist. Unsere Shootingstarts befinden sich auf den Tellern oder in den Gläsern vor unseren Gästen. Wir sorgen lediglich dafür, dass sie richtig zum Ausdruck kommen», sind sich die Köche einig.
Lokale Produkte auf einem hohen Level
Es wird Zeit für die Vorspeise. Saibling, hausgemachtes Knäckebrot und Salat sowie eine Portion Salbei-Gnocchi kommen exakt gleichzeitig. Das verwundert nicht, denn der Service ist extrem aufmerksam. Weder zu spät noch zu früh folgt der Hauptgang: Sämiger Kürbisstampf (himmlisch!) mit Sellerie und Belperknolle sowie ein rechtes Stück Kalbsbrust mit Polenta und Kardy. Die Produkte, mit denen im «moment» gekocht wird, kommen aus der Umgebung Bern. «Sie kennen uns – wir kennen sie», sagt Sven, «es mag banal klingen, aber wir wollen unseren Gästen eigentlich genau das servieren, was bei ihnen selber oder beim Nachbarn im Garten liegt.»
I truly had a «moment» at «moment»
Ich bin ohne zu übertreiben hin und weg vom Restaurant «moment». Hier stimmt einfach alles – vom kleinen Amuse Bouche über die Weinbegleitung und den spitze Service bis zur Aesop-Seife auf der Toilette. Ich war bestimmt nicht zum letzten Mal bei Sven und Florian.
Fotos: Anja Zurbrügg
Restaurant moment
Postgasse 49
3011 Bern
info@moment-bern.ch
031 332 10 20
di bis do: 11:30 – 14:00 / 17:30 – 23:30
fr: 11:30 – 14:00 / 17:30 – 00:30
sa: 17:30 – 00:30
so und mo: geschlossen