Improvisationstheater mit Planlos
Das Publikum lässt sich vom einstudierten Stück berieseln? Nicht bei Planlos! Die Berner Gruppe veranstaltet Improvisationstheater – und lässt sich dabei vom Publikum ziemlich viel sagen.
Als ich mich in die Vorstellung von Planlos und den Impronauten im Kulturlokal Ono setzte, hatte ich von Improvisationstheater ungefähr soviel Ahnung wie die Schauspieler vom Stück, das sie gleich aufführen würden: nämlich gar keine. Das Ono war bis auf den letzten Platz besetzt – und das Publikum genauso gespannt wie ich. Nach einer kurzen Aufwärmübung inkl. Körperübungen – schliesslich muss das Publikum locker genug sein um Befehle zu erteilen – ging es los. Und ich erfuhr: Mithilfe des Publikums wird der Ort des Geschehens, die Figuren und die Situation des Stücks ermittelt und darum herum auf die Schnelle ein kurzes Theaterstück improvisiert.
Der erste Input einer Zuschauerin lautete „Es ist morgen und ich muss auf den Zug“. Die Schauspielerin mit der ersten Idee begann eine Szene und fortlaufend kamen weitere Schauspieler ins Spiel. Die Gruppe schien plötzlich gar nicht mehr planlos. Blitzschnell entstand eine verstrickte Geschichte zweier Teenies, die die Schule satt haben, nach Paris abhauen wollen, deren Väter bekannte Politiker sind und bei deren Reise so ziemlich alles schief geht. Dabei gaben sich auch die Schauspieler gegenseitig Anweisungen, wie zum Beispiel: „Oh, sieh mal dieser Polizist“ – und augenblicklich musste ein Schauspieler spontan den Polizisten mimen und sich was Schlaues einfallen lassen. Einige Anweisungen waren ziemlich fies: Als „Manuela“ beim Heiratsantrag in Paris schmachtet, ruft ein Schauspieler „Das klingt nach einem Lied“ und prompt beginnt Manuela zu singen und dichten – auf französisch versteht sich! Das Ganze wurde musikalisch begleitet von einer Pianistin – auch sie im Improvisieren geübt.
Mir hat die Vorstellung gut gefallen und ich habe viel gelacht. Diese Art von Theater wird garantiert nie langweilig. Es ist faszinierend zu beobachten, wie kreativ die Schauspieler sind und wie rasch sie auf Anweisungen und neue Inputs reagieren. Dadurch, dass nicht immer alles reibungslos läuft, kommt das Ganze viel weniger steif rüber als ein klassisches Theater. Manchmal kippte es fast schon in Richtung Komik – wie zum Beispiel als sich ein Schauspieler kurzerhand als „Stück Seife“ an einen Schauspieler schmiegte, der von einem dritten eingeseift wurde.
Zum Teil ergaben sich extrem komische Situationen und selbst die Schauspieler konnten sich ein paar Male das Lachen nicht verkneifen. Auch wenn die Umsetzung mal nicht so richtig klappen wollte, hatten die Schauspieler die Sympathien des Publikums auf sicher.
Am 12. Juni hat Planlos den letzten Auftritt dieser Frühlingssaison. Für eine musikalische Einstimmung sorgt Pumpernickel aus Zürich. Wer weiss, vielleicht gehe ich wieder hin. Denn der Vorteil beim Improtheater ist: Jede Vorstellung ist garantiert eine Premiere 😉