Das Feng-Shui-Experiment

Es war ein warmer Tag im letzten Sommer, als ich Manuela das erste Mal traf. Sie kam zu uns nach Hause und betrat mit einem warmen und einnehmenden Lächeln unsere damalige Wohnung. Ich fand sie sofort sympathisch und freute mich aufs Kennenlernen. Damals hatte sich die junge Bernerin erst gerade selbstständig gemacht (manuelasuarez.com). Den sicheren Job als HR-Beraterin an den Nagel gehängt und sich ganz ihrer Leidenschaft fürs Feng Shui gewidmet, schrieb sie uns und fragte, ob wir ihr Angebot testen möchten.

Ich war sofort interessiert, da wir zu dieser Zeit mitten im Umbau unseres neuen Zuhauses steckten und ich um alle Einrichtungstipps froh war. Am persönlichen Erstgespräch erzählte mir Manuela viel über die Lebensphilosophie Feng Shui und erklärte mir, dass es im Grunde darum geht, den Menschen (wieder) in Einklang mit der Natur und seinem Umfeld zu bringen, damit die Lebensenergie (Chi/Prana) ungehindert fliessen kann.

Bei unserem zweiten Treffen verabredeten wir uns am neuen Wohnort und Manuela vermass mit einem speziellen Kompass das Haus. Dann machte sie sich an die Arbeit und erstellte mit den gesammelten Informationen und ihrem gesamten Know-how über Feng Shui ein Einrichtungs- und Farbkonzept für unser neues Zuhause. 

Das Konzept selber stellte mir Manuela einige Wochen später persönlich vor. Ich staunte nicht schlecht, als sie mir ein über 70-seitiges PDF schickte. Darin fand ich die wichtigsten Grundlagen des Feng Shui auf sehr anschauliche und verständliche Weise beschrieben. Und natürlich Manuelas Vorschläge für die Einrichtung und Farbgebung für jeden einzelnen Raum – Farbe, Positionierung der Möbel und Dekoration. Sie stellte mir für jedes Zimmer ein Mood-Board zusammen, das ich perfekt als Grundlage für die neue Einrichtung verwenden konnte. Für mich eine enorm wertvolle Hilfestellung. Und Manuela hat unseren Stil perfekt erfasst und in ihr Konzept integriert.

Witzig, solche Menschen habe ich bis jetzt noch nie angetroffen. Die meisten haben eine leichte Ahnung, aber können es nicht richtig in Worte fassen. Diese Personen frage ich dann gerne, ob sie auch schon Räume betreten haben, die sich wie Urlaub anfühlen. Mensch betritt sie und fühlt sich auf Anhieb wohl und entspannt. Und dann gibt es sicher auch die Räume, die mensch möglichst schnell wieder verlassen möchte und die auch Energie rauben. Obwohl sie vielleicht ordentlich und schön eingerichtet sind, möchte mensch sich keine Minute länger als notwendig darin aufhalten. Eine rationale Erklärung kann oftmals nicht gemacht werden. Und hier kommt Feng Shui ins Spiel. Es ist viel mehr als nur „Möbelrücken“. Es geht um die Lenkung der Raumenergien, denn die Wissenschaft hat mehr als einmal bewiesen, dass alles um uns herum Energie ist.

Es ist eine Lebensphilosophie, ein persönlicher Mentor, der dir mit gutem Rat zur Seite steht und deine Energie wieder fliessen lässt. Es ist eine Jahrtausende alte Weisheitslehre, die ihren Ursprung in China hat und auf Naturbeobachtungen beruht. Sie beschäftigt sich mit Raumenergien, die wir als Wohnraum- und vor allem Wohlfühl-Atmosphäre wahrnehmen. Feng Shui wurde ursprünglich für die Planung von Grabstätten und Gärten genutzt. Mit der Zeit wurde dieses Prinzip auch auf den Städtebau und die damit verbundene Landschaftsgestaltung angewendet. In der heutigen Zeit wird sie sogar in der Gebäudearchitektur genutzt und aufgrund der wohltuenden Wirkung für die Einrichtung und Gestaltung von unseren Lebensräumen eingesetzt.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle diese Momente kennen, wo eine Situation in unser Leben tritt und uns den Boden unter den Füssen wegzieht. Genau so erging es mir vor ein paar Jahren. Ich fühlte mich weder in meinem Körper noch in meinen Lebensräumen zu Hause. Dieser grosse Schmerz war rückblickend ein Geschenk, denn er brachte mich dazu hinzuschauen, wo es wehtat, und ich nahm die Einladung an.

Mithilfe von heilsamen Coachings, unzähligen Büchern, Meditation und bereichernden Podcasts begann ich die Reise zu mir selbst. Jeder, der sich schon auf diesen Weg begeben hat weiss, wie schmerzhaft es sein kann, den eigenen Schatten zu begegnen und das erste Mal wirklich hinzusehen.

Mir wurde bewusst, dass ich eine Sklavin meines Egos geworden war. Ich hatte zugelassen, dass die Erwartungen im Aussen mich gesteuert haben, weil ich insgeheim hoffte, wahrgenommen und geliebt zu werden.

Mitten in diesem alles verändernden Prozess musste ich mir selbst eingestehen, dass mein Leben, welches ich mir so mühevoll aufgebaut hatte, nicht mehr das Richtige für mich war.

An diesem Tiefpunkt begegnete ich Feng Shui. Die Aussicht darauf, meine Wohnung zu einem Wohlfühl-Zuhause machen zu können, begeisterte mich sofort. Kurze Zeit später buchte ich ein Tagesseminar und wurde in die Grundlagen von Feng Shui eingeführt. Als ich das Gelernte voller Tatendrang umsetzen wollte, wurde mir bewusst, dass dies nicht so einfach ist und viel mehr dahintersteckt, als einfaches „Möbelrücken“. Und so entschied ich mich tiefer in dieses Thema einzusteigen und begann eine fundierte Feng Shui-Ausbildung. Während der Ausbildung und der Umsetzung wurde mir klar, dass es mehr als um unser Zuhause geht. Es geht um unsere Essenz, darum zu entdecken, was uns gut tut und was nicht. Herauszufinden wer wir als Individuum sind und dafür losgehen.

Feng Shui verleiht unserer Intuition eine Sprache und wenn du sie verstehst, erkennst du den direkten Zusammenhang zwischen der äusseren Umgebung und deinem inneren Wohlbefinden. Denn unsere Räume sind ein Spiegel unserer inneren Welt. Mithilfe des Feng Shui können gewisse innere Blockaden im Aussen aufgelöst werden. Das Spannende daran ist, dass bereits mit wenigen Handgriffen ganz Grosses geschehen kann. Du kannst es dir folgendermassen vorstellen: Unser Zuhause ist unsere zweite Haut. Die Räume, die uns umgeben, versorgen uns mit Energie. Wenn hier das Chi – diese (Lebens-)Energie – gut fliessen kann, wirst du mit Energie genährt; stockt hingegen das Chi, weil sich unter anderem Gerümpel angesammelt hat, werden dir die Räume Energie rauben.

Feng Shui unterstützt das, was ist und das, was wir dafür machen. Bedeutet konkret: die Räume geben uns einen Container, doch es liegt an UNS, diesen Container zu nutzen und daraus etwas zu kreieren. Das Feng Shui eröffnet uns den Weg, bringt Gelegenheiten und es liegt an uns etwas daraus zu machen. Die Verantwortung liegt immer bei uns!

Es hat sich positiv verändert! Ich fühle mich seither in meiner Wohnung angekommen und merke auch, dass es mein Rückzugsort ist. Sprich, wenn ich einmal einen unangenehmen Tag hatte, komme ich nach Hause und ich merke, wie schnell sich meine Laune wieder hebt. Feng Shui hat mir aber auch gezeigt, mit dem Naturzyklus zu gehen. Und dass es immer wieder gut ist, sich zu fragen wo ich aktuell gerade stehe. Stimmt der Status quo noch oder ist es an der Zeit, etwas loszulassen, damit wieder etwas Neues in mein Leben treten kann. Dies ermöglichte mir beispielsweise, dass ich tolle Menschen kennenlernen dufte, auch in einer Zeit, wo der Kontakt nicht wirklich möglich war.

Grundsätzlich sind es Frauen, die sich für das Thema Feng Shui und Lebensenergie interessieren und etwas Positives in ihrem Zuhause und in ihrem Leben verbessern möchten.

Die Kursteilnehmerinnen sind oftmals überrascht, wie einfach und schnell Feng Shui in ihren Räumen und in ihrem Leben wirkt. Ausserdem sind sie immer wieder erstaunt darüber, wie alles miteinander in Verbindung steht und welche Änderungen passieren, wenn sie sich erst einmal bewusst damit auseinandersetzen.

Fotos: Bärner Meitschi